Wie sehr hat man es als Kind geliebt, den Fußball mit den Freunden über den Rasen zu kicken. Nicht nur auf dem Fußballplatz wo man, zuerst einmal das Tor gegen andere Halbstarke erobern musst. Kicken konnten wir an jedem Platz. Ein Fußballplatz war damals nicht nötig, um Spaß mit dem Fußball zu haben. Jeder kleine Platz konnte zum Bolzen umfunktioniert werden. Es war uns egal wo wir spielten.
Humor-Hotspots
Autos, Wäschestangen und Fensterscheiben: Die unberechenbaren Tore unserer Kindheit
Ob auf dem kleinem Flecken Wiese neben dem Parkplatz, wo so mancher Fehlschuss die Autoalarmanlagen auslösten oder zwischen den Wohnblöcken. Wo es immer diese Wäschestangen gab, welche die perfekten Ausmaße eines Fußballtores hatten. Ab und an wurde dann aber der Traumtorjubel vom Geräusch einer zerberstenden Fensterscheibe unterbrochen. So ein Pech, schon wieder ein Ball verloren! Und als Kind wirft einem keiner einen neuen vom Seitenstreifen zu. Da musste man schon bis zum nächsten Weihnachtsfest warten, bis man einen neuen Fußball sein Eigen nennen konnte.
4 Touchdowns und eine Lüge: Al Bundy als Vorbild für athletische Männer
Da man als Familienvater gerne all die schönen eigenen Kindheitserinnerungen auch seinem Sprössling teilen möchte. So steht man früher oder später mit einem Ball in der Hand auf dem Rasen und will zeigen, wie gut man einmal war. Was heißt hier eigentlich war? Ich meine, wie man immer noch ist. Denn man war früher athletisch, und das geht nie ganz weg. Das lehrte uns ja schon der heilige Al Bundy mit seiner „4 Touchdowns in einem Spiel“ Geschichte.
Wenn der Körper sich zurückmeldet: Der Moment, in dem die Selbsttäuschung endet
Spätestens aber noch dem man den Ball 10 Minuten über den Rasen getreten hat, hört er auf, der Selbstbetrug und man erkennt das der Körper gar nicht mehr so fit ist, wie man ihn in Erinnerung hatte. Man kann nicht mehr so schnell rennen und die Treffgenauigkeit ist auch dahin. Nach spätestens einer halben Stunde Fussballspielen läuft Wasser in die Kniescheiben, der große Zeh ist verbeult und man fängt an brocken zu husten. Und man fragt sich selbst: „Das war doch damals anders?“. Als junger Mann konnte man rennen wie die Schwiegermutter, wenn sie ein Buffet erblickte. Und treffsicher hat man jedes Insekt in der Kloschlüssel ertränkt. Ist man älter geworden und hat es nicht mitbekommen?
Midlife-Crisis: Wie man seinen Verfall beim Fußballspielen erkennt
Das Kind dagegen hat sie noch, die Ausdauer und stärke die einem selbst abhandengekommen ist. Jene jugendliche Fitness an die der moderne Mann von heute seine Potenz ableitet. Schafft man es nicht, als scheinbarer Gewinner aus dieser Partie herauszugehen – legt sich der Schalter im Kopf von „jung geblieben“ auf „alter Greis“. Dann rauscht sie heran, die Midlife-Crisis! Das Eingestehen, das man alt ist. Dass die Nudel verkocht, nur noch herumhängt. Das sich Frauen nur noch nach einem umdrehen, wenn man mit Klopapier an den Sandalen aus dem Klo kommt. Da ist sie die Erkenntnis, dass man selbst so ein leicht beknackter alter Sack wird, wie jene hinter den man immer im Auto hinterher hupt und mit Fernlicht dazu bringt, nun endlich an der grünen Ampel loszufahren.
Die Ausdauer- und Stärke-Enthusiasten: Moderne Männer und ihre Potenz
Nun kommt es darauf an, gewinne ich das Fußballspiel gegen meinen Sohn, dann muss ich den Schalter noch nicht umlegen. Dann kann ich die Midlife-Crisis noch etwas aufschieben. Verliere ich aber, so fahr ich danach gleich zu so einem Altmännergeschäft und kaufe mir so einen dämlichen Altherrenhut und setzte mich an den nächsten Ententeich mit einer alten Scheibe Brot.
Die Midlife-Crisis lauert: Wenn Frauen nur noch auf Klopapier an den Sandalen reagieren
Dieses Fußballspiel mit meinem Sohn ist als zukunftsbestimmend für mich. Egal wie sehr ich mich auch selbst belüge, ich weiß das ich nicht so fit bin wie mein Sohn. Dies verrät mir allein schon der Blutgeschmack in meinem Mund. Ich kann nur gewinnen, wenn ich betrüge! Ich muss meine Körpergröße ausnutzen und so oft wie möglich ein Bein stellen oder dem jungen in die Beine grätschen. Und immer, wenn er den Zweikampf gewinnt und davon dribbelt, werde ich faul rufen und die Spielregeln zu meinem Gunsten anpassen.
Schummeln für den Sieg: Wenn der Vater zum unsportlichen Gegner des Sohnes wird
Ja, als moderner Familienvater muss man dynamisch auf die Forderungen des Lebens eingehen. Laut den leicht esoterisch angehauchten Gesundheitszeitschriften, die immer bei den Ärzten ausliegen, heißt es: „Kinder halten jung“. Das stimmt auch! Aber nur wenn man den ewigen Kampf gegen sie besteht. Kinder halten jung, solange man ihnen zeigen kann, was man selbst so draufhat. Aber schlagartig kann sich das ändern und man fühlt sich steinalt. Nämlich dann, wenn die Kinder zeigen, was sie so alles besser können.
Kinder halten jung, solange sie besiegt werden: Die unerbittliche Wahrheit des Alterungsprozesses
Diese Fähigkeiten erlangen sie mit der Zeit, sowie man seine Fähigkeiten verliert. Das steht dann wiederrum nicht in den Zeitschriften und Familienratgebern. Weil man sich eben nicht selbst aufgeben soll, darum steht die besoffene Kirche des heiligen Al Bundy auf den Standpunkt: „Beschiss/Betrug ist es erst, wenn du dich erwischen lässt!“. Darum ist es auch gerechtfertigt, beim Spielen mit dem Kind zu betrügen, um zu gewinnen. Das Kind wird dadurch vielleicht sogar ehrgeiziger und selbst kann man noch eine gewisse Zeit der Illusion nachhängen, was für ein toller Athlet man doch ist.
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