Am Fenster über die Welt kotzen

Am Fenster über die Welt kotzen Alltag, Beschweren, Humorvolle Alltagsgeschichten, Nachdenkliches | Die Kirche des heiligen Al Bundy 24. April 2018 1

Ehrlich gesagt, die echte Welt hat einfach nicht das Zeug zu einer guten Fernsehserie. Während die Protagonisten in meiner Lieblingsshow wöchentliche Herausforderungen und emotionale Höhen und Tiefen erleben, bietet die echte Welt…naja, sie bietet Montag. Und dann Dienstag. Und wer hat den Mittwoch erfunden? Er gehört definitiv aus der Drehbuch-Abteilung gefeuert. Schauen wir uns doch einmal an, was sich draußen abspielt. Vögel? Kann man die essen? Nein? Nicht interessiert. Und dann diese unverschämten Bäume, die ständig sauerstoffhaltige Luft ausspucken, als ob sie sagen wollten: „Hey, bleib am Leben und ertrage noch einen weiteren langweiligen Tag.“ Danke, Mutter Natur. Aber dann, nach einem langen, ermüdenden Arbeitstag, an dem man sich fragt, ob alle Kollegen aus einer abgespeckten Version einer Comedy-Show stammen, in der niemand das Memo über den Humor-Teil bekommen hat, kommt man nach Hause. Und was sieht man da? Das heilige Heiligtum, das Sofa. Und das Fernsehen, diese wunderbare, leuchtende Kiste, die bereit ist, dich in eine Welt zu entführen, in der alles möglich ist. Ein Ort, an dem Vampire und Werwölfe existieren, an dem Kriminalfälle in 42 Minuten gelöst werden und an dem Menschen tatsächlich an Liebe auf den ersten Blick glauben. Warum also würde jemand freiwillig durch das Fenster schauen und sich der Monotonie des Alltags aussetzen, wenn er sich stattdessen in eine Welt voller Dramen, Intrigen und ab und zu auch außerirdischer Invasionen vertiefen könnte? Würde es nicht mehr Sinn machen, diese unzusammenhängenden Fantasien zu erkunden, die von Bier erfrischt werden, als sich mit dem tristen Grau des täglichen Lebens zu befassen? Nun, vielleicht sollte man einfach das Beste aus beiden Welten machen. Lass uns das Fenster als einen riesigen, nicht interaktiven Fernseher betrachten, auf dem die langweiligste Sendung aller Zeiten läuft. Und das Beste daran? Es gibt keine Werbung, es sei denn, du zählst diese penetranten Vögel, die unbedingt dein Auto beschmutzen wollen.

Blick aus dem Fenster – Was kommt diesmal auf mich zu?

Ach, der Anblick nach draußen. Diese epische Erfahrung, die einem stets verspricht, etwas Neues und Frisches zu präsentieren. Meistens jedoch nicht frischer als das MHD des angebrochenen Käses im Kühlschrank. Denn wenn man mal ehrlich ist, wer hat beim Hinausschauen nicht schon mal gedacht: „Wäre es nicht toll, wenn es da draußen etwas Neues gäbe? So wie ein Update, aber für das echte Leben.“ Doch Nein! Jeder Blick durchs Fenster gleicht einem exklusiven Abonnement des „Real Life Drama-Clubs“. Die nervigen Nachbarn, die sich bei geöffnetem Fenster über den „falsch“ geparkten Mülleimer zanken. Oder die Kinder, die anscheinend ihre Energie aus einer nicht enden wollenden Batterie ziehen und die gesamte Umgebung in einen permanenten Zustand des Chaos versetzen. Aber mein persönlicher Favorit? Die Senioren-Bande. Diese lieben Alten, die mit ihrem Insider-Sprachcode die Welt da draußen für sich beanspruchen. „Haste gehört, Herta? Der Junge von gegenüber hat sich einen neuen Mäher gekauft. Ein Elektrischer!“ Und dann das unvermeidliche Stöhnen: „Ufff… früher haben wir das mit der Hand gemacht!“ Ach, was wäre ein Tag ohne diese Oden an vergangene Zeiten und mangelnde Technologie? Es ist fast schon rührend, wie sie sich an die „guten alten Zeiten“ klammern, als man noch jeden Satz mit einem Stöhnen begann und beendete. Und das ist genau der Grund, warum ich mich zurück in meine Höhle verkrieche, Vorhänge zuziehe und mich auf Netflix und Chill konzentriere. Denn, meine lieben Freunde, in der realen Welt gibt es weder Skip-Buttons noch Ladebalken. Nur ein unendliches Buffering von alltäglichen Dramen.

Die schrecklichen Nachbarn

Frische Luft – Wo gibt es die noch?

Der Morgenspaziergang, eine Zeit des Friedens und der Kontemplation, in der man, ähm, kontempliert. Wo man normalerweise den Tau an seinen Füßen spürt und den sanften Kuss der Morgenbrise auf seiner Haut. Nun ja, bei mir ist es eher ein Cocktail aus Abgasen, dem Duft von verbranntem Müll und einem Hauch von „Was zur Hölle war das?“. Bei einem Spaziergang durch mein „idyllisches“ Stadtviertel, direkt neben diesem charmanten Industriegelände, erwarte ich nicht wirklich die Frische von Bergluft. Ich erwarte aber zumindest, dass sie nicht nach meinem alten Turnbeutel aus der fünften Klasse riecht. Und da ich schon beim Thema bin: Ist es nicht wunderbar, wie laute Nachbarn es schaffen, genau dann ihre Bohrmaschinen auszupacken, wenn man gerade in eine tiefe Meditation eintauchen will? Ich meine, ich könnte schwören, sie haben eine Art sechsten Sinn dafür. Ein „Störenfried-Spidey-Sinn“ sozusagen. Oh, und die bellenden Hunde? Ich bin überzeugt, sie haben alle eine geheime Verschwörung gegen uns. Jedes Mal, wenn ich versuche, mich hinzusetzen und einen Moment der Stille zu genießen, gibt es immer einen, der beschließt, ein Konzert zu geben. Eine Mischung aus Heavy Metal und opernhaftem Jaulen. Was die älteren Leute betrifft – ich liebe sie, wirklich. Es gibt nichts Schöneres als das ständige Klappern eines Gehstocks oder das unaufhörliche Gejammer über „die gute alte Zeit“. Oh, die Ironie. Ich gebe zu, vielleicht habe ich bei der letzten Wahl etwas durcheinander gebracht. Aber ich bin mir sicher, hätte Obama in meinem Viertel kandidiert, hätte er sich für eine Gesetzesänderung eingesetzt. Na ja, oder zumindest für bessere Fenster. Ach, Politik und Frischluft – zwei Dinge, die in meinem Viertel definitiv nicht in einem Satz vorkommen sollten. Aber hey, man kann ja träumen, oder?

Kind - Kein Fensterplatz im Flugzeug

Wenn Realität überbewertet wird: Fenster zu, Fernseher an, Bier auf!

Wieso sollte man das Fenster öffnen, wenn das bedeutet, dass die Realität ins Zimmer eindringt? Diese laute, unangenehme Realität, die einen mit der neuesten Modediät, dem neuesten Politikskandal und der Tatsache konfrontiert, dass der Nachbar anscheinend eine neue Kettensäge hat. Oder er übt für einen Horrorfilm. Beides nicht ideal. Nein, das Fenster bleibt fest verschlossen und die Rollos heruntergelassen, weil die Dunkelheit in meinem Zimmer nicht nur meinen Schlafzyklus, sondern auch meinen Lebensstil unterstützt. Ein Zimmer, in dem die höchste Lichtquelle die Standby-Leuchte des Fernsehers ist, bietet genau das richtige Ambiente für das, was als Nächstes kommt: Die Flimmerkiste. Der Fernseher, dieses wunderbare Gerät, das uns die Möglichkeit bietet, uns von der Realität abzukoppeln und uns in eine Welt voller Kochshows, Reality-TV und Infomercials zu entführen.

Falscher Mond am Fenster - Pfannkuchen kochen

Es gibt doch nichts Schöneres, als sich dabei zuzusehen, wie jemand anderes in einem „realen“ TV-Drama versagt, während man selbst im Schneidersitz auf dem Sofa sitzt und über die eigene Überlegenheit schmunzelt. Und dann ist da noch das Bier. 6 Kästen. Das sind ungefähr 144 Flaschen, aber wer zählt schon? Niemand, der so schlau ist, seine Fenster zu verschließen und seinen Fernseher anzuschalten. Diese kleinen Glasgefährten sind die perfekten Begleiter für solch einen Fernsehmarathon. Sie beurteilen nicht, sie fragen nicht, sie sind einfach da. In kühler, sprudelnder Perfektion. Was die Verwandtschaft angeht: Ich danke ihnen. Nicht öffentlich, natürlich. Das wäre ja gegen unsere Abmachung. Aber tief im Inneren danke ich ihnen für diese wunderbare Gabe des Gerstensafts. Und während sie sich über meinen seltsamen Wunsch wundern mögen, denke ich, dass sie insgeheim froh sind, nicht in diesem Blog erwähnt zu werden. Schließlich, wer möchte schon in einer Geschichte auftauchen, die mit geschlossenen Fenstern, heruntergelassenen Rollos und 144 Bierflaschen zu tun hat? Genau. Niemand.

Mann auf Baum vor Fenster im Winter - Seltsame Menschen

Warum Sonne und Wärme, wenn der Videorekorder blinkt?

Sonne? Die gelbe, warme Sache da draußen? Ja, hab ich gehört. Klingt überbewertet. Warum sollte man sich mit diesem riesigen, grellen Ding da oben rumschlagen, wenn man den wahren Luxus daheim hat: einen Keller voller Bier und einen Videorekorder, der seit 1995 nur einmal den Geist aufgegeben hat (und das nur, weil ich eine Dose Cola darüber verschüttet habe). Und ja, ich gebe es zu: Die Sonne hat zwar Vitamin D, aber mein Bier hat Vitamin B – B wie Bier. Äpfel und Birnen, oder? Freunde? Überbewertet. Die erwarten immer, dass du rausgehst. In die SONNE. Und die Wärme? Wer braucht sie, wenn man eine alte, wohltuend knisternde Heizdecke hat, die das Gefühl von menschlichem Kontakt imitiert, aber ohne die ganzen lästigen Gespräche und Meinungen. Ein Blick aus dem Fenster ist nur dann von Vorteil, wenn man sicherstellen will, dass der Pizzabote nicht schon wieder in der Einfahrt festhängt. Ansonsten: Fernsehen ist das Fenster zur Welt! Aber bitte nur mit VHS-Qualität. Alles andere ist zu scharf für meine nostalgisch verklärten Augen. Und ja, Streaming mag vielleicht in sein und Hochauflösung und so, aber hast du jemals versucht, einen Film zu streamen, während du einen leichten Sonnenbrand hast? Genau. Tut weh, oder? Währenddessen rattert mein alter Videorekorder einfach vor sich hin, ab und zu mal ein Knacken, das so vertraut ist wie das Knistern des Kamins, den ich nicht habe. Für diejenigen, die sich in Elektrofachgeschäften die Frage stellen: „Wer kauft eigentlich diese VHS-Kassetten? Wer hat in dieser Zeit von 8K-Displays und Sprachassistenten noch einen Videorekorder?“ Nun, mein Freund, die Antwort ist einfach: Derjenige, der noch weiß, wie man die Uhr am Videorekorder einstellt. Also ich. Glaube ich. Eigentlich blinkt sie nur. Aber das ist auch irgendwie schön.

Fernseher - Mann kommt aus Tür

Warum überhaupt noch diese komische, großflächige, beleuchtete, reale Welt namens „Draußen“ betreten?

Es ist schon faszinierend. Früher mussten Menschen – wie du und ich, nur mit weniger WiFi und mehr Wolle – ihre Höhlen verlassen, um Nahrung zu suchen, wilde Tiere zu jagen oder… sich zu paaren. Schrecklich, oder? Doch heutzutage? Pah, solch primitive Zeiten sind längst vorbei! Warum sollte man seine kostbare Höhle – entschuldige, ich meinte natürlich Wohnung – überhaupt verlassen, wenn man alles, wirklich alles, was man benötigt, bis an die Tür geliefert bekommen kann? Pizza? Check! Einkäufe? Check! Sozialer Kontakt? Nun, das ist, was soziale Medien und Messenger-Dienste versprechen, nicht wahr? Wozu sich mit dem Lärm und den unvorhersehbaren Elementen des Draußen auseinandersetzen? Sonnenlicht kann so überbewertet sein, vor allem, wenn man es mit dem Leuchten eines Bildschirms vergleicht. Und frische Luft? Ist das nicht diese Sache, die manchmal dazu führt, dass man niesen muss? Aber die besten Dinge sind doch die, bei denen man nicht einmal eine Hose anziehen muss. Warum also nicht weiterhin auf die glorreichen Tugenden des Online-Handels setzen? Und, ehrlich gesagt, wer braucht schon Vitamin D, wenn man das warme, beruhigende Glühen des Bildschirms hat? Wer braucht körperliche Bewegung, wenn man doch seinen Daumen fürs Scrollen trainieren kann? Das Draußen? Viel zu riskant. Man könnte ja auf echte Menschen treffen, die nicht durch einen Bildschirm gefiltert sind. Man könnte frische Luft atmen und Vögel hören. Und am Ende des Tages? Wäre man vielleicht… glücklicher? Aber nein. Bleiben wir doch lieber in unserer digitalen Komfortzone. Es gibt schließlich keine App, die die Welt da draußen ersetzen kann… oder vielleicht doch?

Durch Fernglas beobachtet - Versauter dicker Mann

.

Erschrocken schreien

About The Author

Scroll to Top